Nachbarschaftsstreit durchkreuzte den Bau eines Schlosses im Binger Wald

Der „Prinzenwald“ ist ein Teil des Binger Stadtwaldes und eng mit der Burg Rheinstein verknüpft. Der Begriff ist heute nicht mehr geläufig. An ihn erinnert aber noch der „Prinzenkopf“ im Vorderwald an der Bergkante zum Rhein mit dem Panoramablick in das Rheintal.

Der preußische Prinz Friedrich Ludwig von Hohenzoller kaufte 1823 die verfallene Burganlage. Er ließ sie von 1825-1829 im Stil der Rheinromantik des 19. Jahrhunderts umbauen, um sie als Sommerwohnung bzw. Jagdhaus zu nutzen. Die Burg Rheinstein, wie sie ab 1825 genannt wurde, war fortan bis 1975 in preußischem Besitz.

Der Name „Prinzenwald“ geht auf das Jahr 1842 zurück. Damals hatte Prinz Carl Alexander von Preußen (1801-1883), der dritte Sohn von König Friedrich Wilhelm II. und Königin Luise, ein Bruder des späteren Kaisers Wilhelm I., im Distrikt „Kleiner Rheinberg“ eine Waldparzelle von 50 Morgen von der Stadt Bingen erworben, zu der auch zwei Steinbrüche gehörten. Später rundete er sie noch durch 10 Morgen Zukäufe aus privatem Besitz ab.

1845 wollte der Prinz „in der Allerbach“ weitere 12 Morgen hinzukaufen und dort ein Schloss errichten. Die Stadt Bingen, die auf den königlichen Nachbarn große Hoffnung setzte, konnte aber zu jenem Zeitpunkt dem „Höchsten Wunsch“ erst einmal nicht entsprechen, da das gewünschte Waldstück im damals laufenden Weilerer Waldprozess eine Rolle spielte. Das Areal war ein Teil jener Fläche, die zur Befriedung der von dort gemachten Ansprüche im Gespräch war.

Der darüber offenbar über die Antwort verschnupfte Prinz ließ daraufhin den Plan zum Bau des Schlosses fallen.

1893 verkauft sein Enkel die von Großvater erworbene Parzelle, samt der zugekauften Grundstücke, an die Stadt zurück und der Name Prinzenwald geriet immer mehr in Vergessenheit.

Quelle: Stadtarchiv Bingen, „Der Binger Wald“ von Forstdirektor Herbert Müller, 1986.