Hildegard erforschen und vermitteln

„Leben und Werk Hildegards von Bingen erforschen? Da wissen wir doch nach so langer Zeit bestimmt schon alles…!“

Es stimmt schon: Von vermutlich keiner anderen Frau des Mittelalters sind noch 850 Jahre nach ihrem Tod so viele Texte, Bilder und sogar musikalische Werke überliefert wie von Hildegard.

Und in ihrem Kloster Rupertsberg bei Bingen hat man sogar dafür gesorgt, dass eine „autorisierte“ Biografie uns so detailliert vom Leben der großen Visionärin mitteilt, dass Vergleichbares ansonsten nicht einmal für Könige und Kaiser des hohen Mittelalters bekannt ist. Mehr als genug Material also, das in unserer Zeit nur noch so aufbereitet werden muss, damit wir Menschen des 21. Jahrhunderts damit etwas anfangen können, oder? Und in der Tat: Unzählige Hildegard-Biografien in Buchform, gedruckten Artikeln oder mehr oder weniger umfangreichen Internet-Beiträgen erzählen das Leben der Kirchenlehrerin aus Bingen so, wie es von Hildegard selbst ihrer Nachwelt vermittelt worden ist, oft als die Geschichte einer gottbegnadeten Seherin und Heiligen und Heilkundigen, manchmal aber auch im weltlichen Gewande als Erzählung von einer starken Frau, „Kaiserflüsterin“ und genialen Komponistin.

All das ist in Ordnung so. Und doch leisten diese heute so populären biografischen Traditionen eines meist nicht: Sie versäumen es, die historische Hildegard wirklich in den Blick zu nehmen - und zeichnen stattdessen das Bild einer übermenschlich groß auf einem Sockel über uns Normasterblichen postierten Gestalterin ihrer Welt. So werden Denkmäler geschaffen. Geschichtswissenschaftlich fundierte Lebensbilder von Menschen aber, die in ihrer Zeit und unter den damals herrschenden Rahmenbedingungen von großer Bedeutung waren, sehen anders aus. Eine solche Perspektive auf eine starke Frau des 12. Jahrhunderts kann erst entstehen, wenn man sich mit kritischem Blick auf die Quellen durch mehr als acht Jahrhunderte „hindurchgräbt“, die uns heute von der historischen Hildegard von Bingen trennen: Die Traditionen, die von Hildegard selbst und ihrem Kloster gestiftet worden sind, müssen verglichen werden mit dem, was wir ansonsten aus ihrem Umfeld in damaliger Zeit herausbekommen können – so erst wird die große Prophetin, die oft so ganz aus Raum und Zeit gefallen zu sein scheint, geschichtswissenschaftlich „verortet“ und ihr Leben kritisch fundiert erzählbar als das einer großen Frau des Mittelalters.

Im Binger Museum am Strom, wo man sich durch die historischen Dimensionen von Raum und Zeit der Binger Visionärin verbunden fühlt, wird seit Jahren an einer solchen historisch-kritischen Revision unseres Hildegard-Bildes gearbeitet. Nach und nach entstehen so die Konturen einer politisch aktiven Frau, die in ein einflussreiches Adelsnetzwerk eingebunden war und deren prophetisches Wirken sich am Vorbild eines bekannten antiken Rollenmodells ausrichtete. Unser Ziel ist es, in einigen Jahren eine völlig neue Hildegard-Biografie vorlegen zu können – die erste, die Hildegards Leben konsequent im Einklang mit den Methoden moderner Geschichtswissenschaft erzählt. Aber schon in den vergangenen Jahren sind ersten Ergebnisse der Forschungen des Museums am Strom in Vorträgen und Publikationen veröffentlicht worden – auch auf Youtube und online.

Aktuelles aus der Hildegard-Forschung des Museums am Strom sowie Filme und Online-Beiträge haben wir hier für Sie aufbereitet. Und als Service für Hildegard-Forscher haben wir Links zu wichtigen Institutionen gesammelt und die derzeit zugänglichen Online-Digitalisate von Hildegard-Handschriften der großen Bibliotheken der Welt zusammengestellt.

Schaufenster Hildegardforschung

Neue Erkenntnisse zu einer alten Bekannten

Der Binger Rupertsberg - ein Korrespondenzort zur Kaiserpfalz in Ingelheim?

Vortrag von Dr. Matthias Schmand am 12. April 2023 im WBZ Ingelheim, eingeladen hatte der Historische Verein Ingelheim

Wer war der hl. Rupert? Hildegard von Bingen erfindet sich einen Klosterpatron

Vortrag Dr. Matthias Schmandt am 31. Mai 2022 im Haus am Dom in Mainz im Rahmen IGL-Vortragsreihe 2022

Hildegard von Bingen Prophetin und Kaiserflüsterin

Damals - Das Magazin für Geschichte - Juni Ausgabe 2020 mit aktuellen Beiträgen renommierter Historiker zur Hildegardforschung

Führungen im Museum am Strom

Der Besuch des Museums am Strom zeigt ein facettenreiches und lebendiges Bild der großen Äbtissin. Umfassender als hier an ihrer historischen Wirkungsstätte in Bingen ist nirgendwo sonst Leben und Werk Hildegards von Bingen dokumentiert!

Führungen an weiteren Orten

Entdecken Sie unter fachkundiger Begleitung die Botschaft der Heiligen und Kirchenlehrerin an ihren Lebens- und Wirkungsstätten zwischen Rhein und Nahe.

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