Blutacker, Galgenberg und verspätet eintreffende Begnadigungen

Hier stand früher der Binger Blutacker.In früheren Zeit wurden auch in Bingen Todesurteile vollstreckt. Die Hinrichtungsstätten lagen außerhalb der Stadtmauern.

Der Heimatforscher Jacob Keuscher [♱1856] hat hierzu folgendes niedergeschrieben: „Vor dem dreißigjährigen Krieg wurden Verbrecher durch das Schwert oder durch Feuer hingerichtet. Hinrichtungsstätte war der sogenannte Blutacker. (Er befand sich in der Gegend des heutigen [Anmerkung: des früheren] Postamtes, etwa wo heute das Gasthaus „Zur Post“ steht [Anmerkung: zu Keuschers Zeiten stand].“ Gemeint ist damit die westliche Ecke der Einmündung der Bahnhofstraße in die Mainzer Straße. Siehe unteres Foto mit dem Lageplan. Inzwischen stand dort eine Dampfmühle.

Bingen, 1840„Mit dem dreißigjährigen Krieg ging man, wie in Deutschland allgemein, so auch in Bingen von dieser blutigen Art der Hinrichtung ab und hängte die Verbrecher an den Galgen, der auf dem sog. Galgenberg […] stand.“ Die Stelle liegt heute oberhalb bzw. am Rande des heutigen Waldfriedhofs.

Keuscher schreibt weiter, dass diese Stelle aber zu weit von der Landstraße entfernt lag und daher mehrere Begnadigungen erst nach der Hinrichtung eintrafen.

„… so versetzten später die Gerichtsherren den Galgen auf die Grenze zwischen Kempten und Bingen (Gewann am Galgen) und ließen 150 Schritte davon über die dort vorbeiführende Landstraße ein steinernes Tor errichten, dessen Überreste noch zu sehen sind. [Anmerkung: dies war zu Keuschers Lebenszeit, also noch um 1850.] Auf dem Tor stand ein Kreuz, bei dem der Verbrecher vor seiner Hinrichtung zum letzten Mal betete.“

An einer anderen Stelle ist noch notiert, dass jener Galgen in der Nähe des Kempter Steinbruchs stand. Das Foto zeigt ungefähr die Stelle, an der wohl jenes Tor gestanden hat. Vielleicht hat jemand von Euch eine Zeichnung oder ein Foto davon und überlässt eine Kopie dem Stadtarchiv?