Bingen mit neu erbautem Mäuseturm und einem Rest der Stadtmauer
Ein ganz besonderes Foto!
Diese frühe Aufnahmen der noch jungen Fotografie mit Blick auf unsere Stadt und ins Binger Loch mit dem neuen Mäuseturm zwischen den damaligen Türmen der Basilika. Im Gegensatz zu früheren, nicht immer ganz naturgetreuen Zeichnungen, haben wir mit diesem Foto eine authentische Darstellung aus jener Zeit.
Von der Burg Klopp ist der Bergfried (Turm) bereits wieder aufgebaut und die Trümmer der zerstörten alten Burg Klopp („Schloss Klopp“) sind weitgehend abgetragen. Aber noch fehlen das Burggebäude und das Torhaus.
Einen Hinweis auf die Zeit der Aufnahme gibt auch der Mäuseturm, der ab 1855 im neugotischen Stil wieder aufgebaut wurde. Auf der linken Naheseite fehlen noch alle Hinweise auf die wenige Jahre später gebaute Eisenbahnlinie. Die Angabe, dass das Foto 1857 oder 1858 aufgenommen wurde, ist daher wahrscheinlich zutreffend Vielleicht war die Einweihung des neuen Mäuseturms der Anlass. Das Bild wurde nachträglich koloriert.
Deutlich ist auch noch ein Rest der alten Stadtmauer zu erkennen. Wir sehen hier den Teil, der sich von der Rückseite der Burg Klopp bis zum Gautor reichte. Dieses befand sich an der heutigen Kreuzung Gaustraße/Schmittstraße.
Die Ausbuchtungen in der Stadtmauer sind die Stümpfe des Geyersleys (Erker), des Aspisheimer Turms und des Gensinger Turms. Sie wurden so genannt, weil sie von jeweiligen Ortschaften instandgehalten wurden und ständig mit je 4 Mann besetzt sein mussten. Im Gegenzug durften die Bewohner der Orte bei Gefahr innerhalb der Stadtmauern Schutz suchen. Für den Geyersley waren übrigens Winzenheim und Bretzenheim verantwortlich.
Das große Gebäude mit dem kleinen Turm unmittelbar vor der Basilika ist das heutige Pfarrzentrum, die frühere Mädchenschule. Das große Dach direkt davor ist gehört zum Pfarrhof, der bei Bombenangriffen im 2. Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.
Die kleine Kirche auf der Bingerbrücker Seite ist die ehemalige Nikolauskapelle der Schiffer. Nicht mehr auf dem Foto zu sehen ist das Areal des Klosters Rupertsberg.
ArchivDingsTag, 12. März 2024