Als Bahnhöfe noch als "Kathedralen des Verkehrs" galten

Elisabeth Wagner als junges Mädchen an der Theke des Bahnhofs-Restaurants, 1926Als Mitte des 19. Jh. die Bahnstrecken immer mehr die Postkutschen-Linien ersetzten, übernahmen die Bahnhöfe auch die Funktion der Postkutschenstationen für die Verpflegung der Reisenden. Bahnhofs-Restaurants und Bahnhofs-Hotels hatten damals einen durchaus respektablen Ruf.

Während in größeren und großen Städten die Bahnhöfe als schlossartige Repräsentationsbauten mit exklusiven 1. Klasse-Bereichen errichtet wurden und als „Kathedralen des Verkehrs“ bezeichnet wurden, war das Der große Saal, Foto vermutlich 1920er Jahre.Gebäude des Binger Bahnhofs natürlich kleiner, aber durchaus gut ausgestattet und ansprechend gestaltet.

Bei der Bahn gab es damals ein 4-Klassen-System. Von der edel eingerichteten 1. Klasse bis zur spartanischen 4 Klasse. Die 3. Klasse mit einfachen Holzbänken wurde im Volksmund „Holzklasse“ genannt. Nach Fahrkartenklasse getrennt überbrückte man Wartezeiten in getrennten Wartesälen, wobei die 1. und 2. Klasse, sowie die 3. und 4. Klasse, manchmal gemeinsame Warteräume hatte.

Die Strecke vom Grenzbahnhof Bingerbrück (Preußen/Rheinpreußen) über die Nahe zum Grenzbahnhof Bingen (Großherzogtum Hessen/Rheinhessen) und weiter nach Mainz wurde 1859 in Betrieb genommen.

Repro einer Postkarte, Datum unbekannt.Im Erdgeschoss des Binger Bahnhofs mit der Schalterhalle konnte man nicht nur die Fahrkarten kaufen, sondern es gab auch ein Restaurant, einen Zeitungskiosk und die Wartebereiche für die unterschiedlichen Klassen. Im ersten Stock bat ein Saal Platz für Veranstaltungen mit 400 Personen.

Die Nähe zu den Binger Hotels – das renommierte Hotel Victoria und weitere Hotels ­– lagen direkt am Bahnhofsvorplatz und boten Platz zum Übernachten.

100 Jahre später wandelten sich die Bahnhöfe immer mehr in jene Richtung wie wir sie heute kennen. Nun war das Auto, durch das sich die Reisegewohnheiten geändert hatten.

Feiergedicht vom 15. 12.1859 zur Eröffnung der Bahnlinie zwischen Köln und Mainz. Gemeinfrei.