Mit dem „Fahrstuhl in die Vergangenheit“ wird Hildegard-Kloster erlebbar

29.04.2023

Kulturamtsleiter Dr. Matthias Schmandt und Oberbürgermeister Thomas Feser bei der Baustellenbesichtigung.

Authentischer Ort bietet passenden Rahmen für Binger Stadtarchiv

Fast 400 Jahre ist es her, da ist das stolze Kloster Rupertsberg, die Wirkungsstätte
Hildegards von Bingen, im 30-Jährigen Krieg niedergebrannt und in eine Ruine verwandelt
worden. 1803 ist das Gelände dann in Privatbesitz übergangen: Das teilweise
erhaltene südliche Seitenschiff der Kirche wurde zum Wohnhaus – was immerhin
dazu führte, dass fünf Arkadenbögen zugemauert und so als Außenwände des
neuen Gebäudes weitergenutzt wurden. Ansonsten waren Keller damals wichtiger
als Kirchenmauern, weil der Wein, wenn er am Rupertsberg lagerte, beim Verkauf im
großen preußischen Absatzgebiet nicht mehr eigens verzollt werden musste. Es
folgte der Ausbau zur Jugendstilvilla, dann der Brand in den 1970er Jahren und der
denkmalgerechte Wiederaufbau durch die Familie Würth.
Und bei aller wechselvoller Geschichte des Rupertsberges in den letzten Jahrhunderten
galt bisher stets: Wer immer nach Bingen kam, um auf den Spuren der großen
Hildegard zu wandeln, suchte den Ort ihres Wirkens oft vergeblich. Denn öffentlich
zugänglich waren die Überreste des Klosters nie. Doch dies ändert sich jetzt.
„Endlich können wir den zahlreichen Hildegard-Interessierten aus nah und fern ein
Angebot machen, das bisher in Bingen schmerzlich vermisst wurde: Die authentische
Wirkungsstätte der wohl berühmtesten Frau des Mittelalters lädt von nun an zu faszinierenden
Begegnungen mit der großen Gottesfrau und Kirchenlehrerin ein“, freut
sich Thomas Feser, Bingens Oberbürgermeister.
In der Villa Rupertsberg ist – ausgehend von den Original-Klosterarkaden aus der
Hildegard-Kirche – das verschwundene Hildegard-Kloster zu neuem Leben erwacht
und kann mithilfe digitaler Technik mit allen Sinnen entdeckt werden: Ein „Fahrstuhl
in die Vergangenheit“, großformatige Visualisierungen und grafische Präsentationen
ergänzen die Denkmalsubstanz und vermitteln den so überaus bedeutsamen Erinnerungsort,
an dem alle Werke Hildegards entstanden sind, auf ganz neuartige Weise.
Das Geschichtserlebnis „Klosterarkaden“, das im Rahmen des EU-Förderprogramms
LEADER und mit Unterstützung durch das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz
realisiert werden konnte, ist als Dependance der großen Hildegard-Ausstellung im
Binger Museum am Strom mit dem benachbarten „Hildegarten“ konzipiert – so umfassend
und plastisch wie an diesen beiden Standorten wird Hildegards Leben und
Werk nirgendwo sonst vermittelt. Dabei bildet die historische Erforschung ihrer Biografie
und ihres Umfeldes stets die Grundlage der Binger Hildegard-Aktivitäten. Dies
findet seinen Ausdruck auch darin, dass in der Villa Rupertsberg (Adresse: Am Rupertsberg
16, 55411 Bingen) jetzt zugleich auch das Stadtarchiv seine Pforten öffnen
wird: An historischer Stätte Geschichte zu bewahren, zu erforschen und sinnfällig erlebbar
zu machen – so lautet der Auftrag an die „neue“ Villa Rupertsberg, die für alle
Interessenten offensteht.
Öffnungszeiten (ab 2. Mai): montags (nicht an Feiertagen) und mittwochs 14 bis 17
Uhr (Stadtarchiv und Klosterarkaden) sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr (nur Klosterarkaden).
Nach Anmeldung unter Tel. 06721/308837 (Rupertsberger Hildegard-Gesellschaft)
sind auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten möglich.
Bis Ende Mai ist der Besuch des „Fahrstuhls in die Vergangenheit“ kostenfrei, danach
im Rahmen eines Besuchs im Museum am Strom oder mit Einzelticket vor Ort
(2 €).

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