Burg Klopp – vom „Haus eines Klerikers“ zum Sitz der Verwaltung

Ausschnitt eines Stahlstichs von Friedrich Foltz (1811-1879) mit Burg Klopp am rechten Bildrand. Er entstand circa 1865. Bingen wird hier als fortschrittliche Stadt mit modernen Bauwerken hervorgehoben.

Ursprüngliche Geschichte geht ins Mittelalter zurück und ist doch stets aktuell

„Rathäuser und Verwaltungssitze sind oftmals funktionale, architektonisch mehr oder weniger gelungene – das liegt in der Sichtweise des Betrachters – Gebäude, die älteren oder jüngeren Datums sind… anders jedoch bei uns hier in Bingen am Rhein. Von weither sichtbar ,thront‘ Burg Klopp, seit 125 Jahren Sitz der Stadtverwaltung, über der Stadt. Ich bin schon ein wenig stolz darüber, mein Amtszimmer in einem solchen Gebäude zu haben“, so Oberbürgermeister Thomas Feser.

„Die älteste bislang bekannte urkundliche Erwähnung der Burg ist datiert vom 26. Juli 1282, also vor 740 Jahren“, weiß Stadtarchivarin Petra Tabarelli zu berichten. Gebaut wurde sie, zuerst als „Hausbesitz eines Binger Klerikers“ wohl frühestens ab 1239. Für viele Besucherinnen und Besucher scheint es, als würde sie, etwas später als Festungsbau verstärkt, auch seit dieser Zeit stets über die Stadt wachen. Vielleicht eine kleine Renovierung hier, ein kleiner Anbau da, doch im Großen und Ganzen eben eine „uralte Burg“.

Doch die geschichtlichen Abläufe waren andere… Sie war Nebenresidenz des Mainzer Erzbischofs und Sitz des domkapitelischen Amtsmanns, wie Kulturamtsleiter Dr. Matthias Schmandt im Aufsatz „Die Geschichte der Burg Klopp in Bingen – vom ,unüberwindbaren Haus‘ zur bürgernahen Stadtverwaltung“ (Heimatjahrbuch Mainz-Bingen 2004) schreibt. Seit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 und endgültig seit 1711/12 war Burg Klopp, noch immer im Besitz des Mainzer Domkapitels, dann nur noch eine Ruine mit einigen Resten der Ringmauer und des Bergfriedes.

Der Binger Notar Hermann Faber erwarb im Zuge der Nationalgüterversteigerung das, was noch vorhanden war und legte großes Augenmerk auf die Gestaltung des Geländes. Bäume und Weinreben wurden gepflanzt, Blumenbeete und Spazierwege angelegt, sodass die Ruine inmitten ihres malerischen Umfeldes den Höhepunkt eines zeittypischen Landschaftsgartens bildete und ein Anziehungspunkt für die Rheintouristen wurde. Die Burg blieb Privatbesitz.

Der Kölner Kaufmann Ludwig Cron hatte bereits 1853 den Wiederaufbau des Bergfrieds in Auftrag gegeben, zwischen 1875 und 1879 ließ er den Palas durch den Binger Architekten und ehemaligen Bürgermeister Eberhard Soherr im sogenannten „Rheinischen Burgenstil“ errichten, wie in Jürgen Kromes Stadtgeschichte Band „Kaiserreich. Gründerboom und Erster Weltkrieg“ nachzulesen ist. Es heißt weiter: „Cron konnte die Burg aber kaum nutzen, denn er starb bereits am 30. September 1879. In den Jahren danach wechselte die Burg mehrfach den Eigentümer, bis sie 1895 im Besitz des Berliner Rechtsanwaltes Dr. Rosenthal war, der sie 1897 wieder veräußern wollte. Für die Binger Bevölkerung blieb das Burggelände in diesen Jahren verschlossen.“

Im Frühjahr 1897 kam das Gespräch auf einen eventuellen Ankauf des Gebäudes durch die Stadt. Es war Bürgermeister Franz-Neff, der als erster hauptamtlicher Bürgermeister die Geschicke der Stadt der von 1896 bis 1929 lenkte und der, so ist es im oben zitierte Buch von Jürgen Krome nachzulesen, veranlasste „dass er die Burg Klopp vorbehaltlich der Genehmigung durch die Stadtverordnetenversammlung für 170.000 Mark angekauft habe, worauf die Stadtverordneten­versammlung den Ankauf billigte.“

Früher wie heute…

Liest man in oben zitiertem Aufsatz aus dem Heimatjahrbuch Mainz-Bingen weiter, so steht „Dabei hatten die Domherren doch schon ohnehin ihre liebe Not damit, die Burg mit begrenzten finanziellen Mitteln baulich instand (…) zu halten. Die Quellen berichten beinahe jährlich von Ausbesserungs- und Ausbauarbeiten“.  An der Problematik hat sich in den letzten 600 Jahren nichts geändert. Auch der „Neubau“ aus dem 19. Jahrhundert fordert ständig Sanierungs- und Renovierungskosten in deutlicher Höhe. In den letzten Jahren sorgten die Arbeiten an der Burgbrücke, der Burgmauer sowie an der Terrasse für Kosten von rund eineinhalb Millionen Euro. Beim Thema Ausbau sieht es ein wenig anders aus, hier sind die Platzkapazitäten leider ausgeschöpft. Für Außenstehende ist es oftmals nicht nachvollziehbar, dass die Verwaltung hier sparsam mit dem vorhandenen Raumangebot umgehen muss. Über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben im Burggebäude sowie dem Torwärterhäuschen ihre Schreibtische. Hauptamt, Kämmerei und Rechnungsprüfungsamt agieren von hier aus.

Im Sitzungssaal, der zum einen die Wappen der Binger Stadtteile und der Binger Partnerstädte, zum anderen die Galerie der früheren (Ober)-Bürgermeister präsentiert, fanden vor der Corona-Pandemie regelmäßig Sitzungen der verschiedenen Ausschüsse statt. Um Abstand zu wahren wurden sie nun in größere Räumlichkeiten wie das Kulturzentrum oder das Rheintal-Kongress-Zentrum verlegt.

Äußerst beliebt ist der Saal jedoch bei Trauungen, das romantische Ambiente der Burg mit dem Burghof und dem Panoramablick ins Rheintal ist für viele Paare das Tüpfelchen auf dem „i“ am schönsten Tag ihres Lebens.

Dass der Turm, der mit seinen knapp 40 Meter Höhe bedeutend niedriger ist als der Brunnen mit seinen 52 Metern tief ist, ist nur noch eine kleine Anekdote im heutigen Artikel. Weitere werden im Lauf der Zeit folgen, denn, so sagt Archivarin Petra Tabarelli: „Mit Sitzung vom 30. August 1897 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, dass das Herrenhaus der Stadt als Rathaus dienen sollte“, – also fast genau vor 125 Jahren.

Hier ist ein passender Beitrag zum #ArchivDingsTag.

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