Friedhof Bingen-Stadt

Die Friedhofskapelle und die Friedhofsverwaltung am Binger Waldfriedhof.Für viele Menschen ist der Friedhof nur ein Ort der Trauer, doch Friedhöfe sind auch ein Ort der Geschichte und in manchen Fällen sind sie auch wunderschöne, parkähnliche Anlagen, die zum Spazieren gehen und Verweilen einladen. Ein Beispiel hierfür ist der Binger Waldfriedhof am Fuße des Rochusberges.

Auf dem inzwischen 48.102 qm großen Gelände sind 2.480 Grabstätten der unterschiedlichsten Bestattungsformen zu finden. Der alte Baumbestand und die herrliche Aussicht auf das Mittelrheintal geben ihm eine ganz eigene Atmosphäre.

Die Friedhofskapelle von innen.Seit gut 100 Jahren, genauer gesagt seit 1910, haben hier unzählige Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden, ob bekannte oder weniger bekannte Namen – sie alle sind hier vereint.

Doch, so schreibt die Historikerin Hilke Wiegers, die auch zum hundertjährigen Bestehen des Waldfriedhofs 2010 im Auftrag der Stadt die Broschüre „Ruhe- und Begegnungsstätte mit Geschichte(n) – 100 Jahre Waldfriedhof der Stadt Bingen am Rhein“ geschrieben hat, taten sich die Binger Ende des 19. Jahrhunderts schwer, sich mit dem neuen Friedhof anzufreunden.

 Der Memoriamgarten.„Allerdings war die Bevölkerung des damals kleinen Rheinstädtchens nicht von Anfang an so begeistert von der Lage des Friedhofes. Als es Ende des 19. Jahrhunderts galt, einen neuen Platz für den Binger Friedhof zu finden, gab es massive Proteste der Bürger gegen das von der Stadtverwaltung unter der Leitung des Bürgermeisters Franz Neff geplante ehrgeizige Projekt am Rochusberg. Die Binger argumentierten gegen die Hanglage des neuen Friedhofes, fürchteten aber vor allem eine Erhöhung der Bestattungsgebühren. Mit den Jahren freundeten sich die Bürger dann aber doch – einerseits wegen seiner Lage andererseits wegen seiner mittlerweile hervorragenden Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr – mit dem zunächst ungeliebten neuen Friedhof an. Mehrmals musste das Gelände erweitert werden.“

Auf dem Binger Waldfriedhof.Kunstvoll gearbeitete, unter Denkmalschutz stehende Grabdenkmäler, wie beispielsweise das von Ella Espenschied-Heuss, das ihre Tochter Ellen als „Tänzerin“ zeigt oder die Grabdenkmäler Böcking und Dr. Müller, zeugen von der Vergangenheit am Rhein-Nahe-Eck. Das Grab des Altphilologen Dr. Alfred Marbach zieht mit einem Bibelzitat in griechischen Buchstaben den Blick auf sich, aber auch Weintrauben, Schiffsanker und eine stilisierte Narrenkappe sind auf dem Friedhof zu finden.

Drei große Flächen mit Kriegsgräbern erinnern an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege. Während eines internationalen Jugendcamps im Sommer 2014, zu dem der Volksbund Deutsche Kriegsopferfürsorge und Stadt Bingen eingeladen hatten, pflegten 19 junge Erwachsene aus verschiedenen Ländern Europas diese Gräber und Gedenkstätten.

Bestattung unter Rebzeilen.Einerseits die großen Familiengräber, andererseits Urnengräber unter Weinreben, dem Wandel der Bestattungskultur wird auch hier Rechnung getragen und so sind folgende Bestattungsarten möglich: Wahlgrabfeld für Särge, Sargreihengrab, Rasengrabfeld, Wahlurnengrabfeld, Rasenreihengrab, Urnenrasengrab, Urnennische/stele, Urnenreihengrab, Urnengemeinschaftsgrab, naturnahe Bestattung und anonymes Urnenreihengrab.

Des Weiteren bietet der Memoriamgarten, die von der Genossenschaft der Friedhofsgärtner gepflegte Grabanlage, einen würdevollen Ort.

Der Platz für die "Seelenkinder".Auch die „Seelenkinder“ (sogenannte „fehlgeborene Kinder“, deren Gewicht unter 500 Gramm lag), haben an der Skulptur der Binger Künstlerin Gisela Klippel einen angemessenen Platz gefunden. 

„Man kann den Friedhof nicht nur als Ort der Trauer sehen, er ist mit seiner fantastischen Aussicht und dem alten Baumbestand auch ein Naherholungsgebiet, das seines Gleichen sucht. Auch könnte man die Friedhofskapelle für Konzerte oder Vorträge nutzen“, so Marieluise Praß von der Binger Friedhofsverwaltung.


Grabarten / Gebühren


Anfahrt:

Waldstraße 50

aus Richtung Büdesheim: Bingerbrück - Bingen - Gaustraße - Schloßbergstraße - Waldstraße

aus Richtung Kempten: Mainzer Straße - Rochusstraße - (Maria-Hilf-Straße) - Rupertusstraße – Waldstraße