Weihnachten vor 100 Jahren in Bingen

Die beiden Artikel aus dem „Binger Anzeiger“ der Mittelrheinischen Volkszeitung vom 24.12.1921, sowie 28.12.1921, sind vor dem Hintergrund einer schweren Zeit verfasst. Der an Heiligabend erschienene Bericht (siehe unten) ist ein Appell für Frieden und Versöhnung gegen den Hass der entzweiten Völker und die Hoffnung auf Linderung der Not.

Wie wurde Weihinachten vor 100 in Bingen gefeiert? Die Mittelrheinische Volkszeitung berichtet (MVZ, 28.12.1921)1921 war kein leichtes Jahr für unsere Großeltern bzw. Urgroßeltern. Von den „Goldenen Zwanzigern“ war noch lange nichts zu sehen. Im November 1918 war der Erste Weltkrieg zu Ende gegangen und die Pandemie der Spanischen Grippe hatte von 1918 bis 1920 alleine in Deutschland ca. 300.000 Tote gefordert. Die Weimarer Republik war gut 2 Jahre vorher gegründet worden, aber die linksrheinischen Gebiete waren durch die Alliierten besetzt. Bingen gehörte zur französischen Zone.

Die Wirtschaft lag in Scherben und es herrschte chronischer Mangel nicht nur an Grundnahrungsmitteln. So wurden zum Beispiel Patienten gebeten, wegen der Kohlennot ein Brikett für den Ofen des Wartezimmers mitzubringen. Die Lebenserwartung lag mit 56 Jahren bei den Männern und knapp 59 Jahren bei den Frauen deutlich niedriger als heute.

Und auch im zweiten Artikel (siehe rechts) weist der Text “gilt es doch, das jämmerlich zerrissene Familienleben neu zu festigen“ auf die schwierige Nachkriegszeit hin.

Das Stadtarchiv Bingen wünscht Ihnen schöne und friedvolle Weihnachtstage. Schauen Sie auch nächste Woche beim #ArchivDingsTag wieder bei uns rein. Wir haben dann viele gute Tipps für Sie, wie und wo Sie für Ihr Familienarchiv recherchieren können.

Fotos: Stadtarchiv Bingen

Die Titelseite der Mittelrheinischen Volkszeitung vom 24.Dezember 1921