Die heutige Rochuskapelle hatte zwei Vorgängerbauten

Die heutige Binger Rochuskapelle (wahrscheinlich 1895)Die heutige Rochuskapelle wurde von 1891 bis 1895 im neugotischen Stil errichtet und ist das dritte Bauwerk an dieser Stelle. Der Anlass für den ersten Bau geht auf eine Pandemie zurück. Im 17. Jahrhundert wütete die Pest und um die Mitte des Jahrhunderts traf es Bingen besonders schlimm. Angesichts der vielen Toten gelobte der Binger Magistrat am 17. Juli 1666, dem Heiligen Rochus als Schutzpatron der Pestkranken eine Kirche zu errichten und eine jährliche Wallfahrt durchzuführen. Noch im gleichen Jahr begann man mit dem Bau einer Kapelle auf dem Rochusberg. 1795 wurde sie Opfer des ersten Koalitionskriegs und durch französische Soldaten verwüstet.

Dramatisch war die Situation auch im November 1813, als die vom verlorenen Russland-Feldzug und der Völkerschlacht bei Leipzig zurückflutenden Soldaten der napoleonischen Armee das Lazarettfieber (Flecktyphus) nach Bingen brachten.Der Altarraum der 2. Rochuskapelle (19. Jahrhundert), hier von 1886 In Bingen starben 532 Menschen an der Seuche (322 Soldaten und 210 Binger Bürger). So manche Familie wurde ausgelöscht. Unter dem Eindruck der Epidemie baute man 1814 die Kapelle in veränderter Form wieder auf. Zur Einweihung weilte auch Johann Wolfgang Goethe in Bingen. Nach einem Blitzschlag brannte sie 1889 bis auf die Grundmauern nieder. Auf dem Fundament des barocken Vorgängers entstand die heutige Rochuskapelle mit Außenaltar.

Die Binger Rochuskapelle, 1814