Die alten Brunnen auf dem Speisemarkt

Drüsselbrunnen, Zeichnung von Rudolf Müller, ca. 1920 nach alten VorlagenDer Speisemarkt ist seit Jahrhunderten das Zentrum der Stadt. 1562 beschloss der Rat der Stadt für den steigenden Wasserbedarf der Bürger einen großen Brunnen zu installieren. Gespeist wurde er mit Wasser, das vom Draisbrunnen zu ihm geleitet wurde. Im Mascop’schen Plan von 1577 ist er als „Drüsselbrün“ dargestellt.  Der Namen bezieht sich auf die (d)rüsselartigen wassergebenden Röhren.

Der Rheinische Antiquarius schreibt „Aus dem Speisemarkt zu Bingen steht ein vermittels vier Röhren springender Brunnen. Im Jahr 1743 ist dieser Brunnen mit einer steinernen Schale und schönen Säule, auf welcher der Heilige Martinus zu Pferde sitzend, geziert und ganz neu gemacht wurde“ (1).

Ventilbrunnen um 1900Ab 1819 bekam er nach gründlicher Renovierung eine neue Brunnenschale und eine klassizistische Gestaltung.  In der Folgezeit verlor der Brunnen durch die Verlegung von Wasserleitungen in die Häuser seine Bedeutung als Wasserquelle für den Alltag immer mehr. 1877 wurde ein Ventilbrunnen um 1890kleinerer Ventilbrunnen mit 2 Entnahmestellen im hinteren Teil des Marktplatzes aufgestellt. Erst durch Zug oder Druck mit der Hand öffnete sich ein Ventil und das Wasser strömte heraus. Ihn zierte die Bronzefigur des Winzerknaben, der heute auf der Mauer zwischen CityCenter und Eiscafé Rialto steht.

Es sind nun hundert Jahre her, als 1923 dieser Brunnen abgebaut wurde und der Platz fast sechs Jahrzehnte brunnenlos war. in jenen Jahrzehnten hatte es immer wieder lebhafte Diskussionen um die Errichtung und Ausführung eines neuen Brunnens gegeben, die aber zu keiner Einigung führten.

 1981 war es aber dann endlich soweit. Ein neuer Brunnen wurde nahe der Stelle des früheren Drüsselbrunnen aufgestellt. Der Entwurf stammt vom Düsseldorfer Künstler Karl-Heinz Klein und wurde von dem Unternehmen NSM (heute LöwenEntertainment) zum 25jährigen Firmenjubiläum gestiftet.

-

(1) Vgl. Engelhardt, Rudolf, Binger Geschichtsblätter 7, S. 11; sowie: Engelhardt, Rudolf: Alt-Bingen (1984), S. 178; sowie Engelhardt, Rudolf, Unser liebes altes Bingen (1982), S. 130.