Das Binger Bollesje

Das leerstehende Gefängnisgebäude im Jahre 1968Bis 1966 gab es in Bingen ein Gefängnis, das „Bollesje“ genannt wurde. Damals wurde bei der Verkündung eines Urteils noch unterschieden, ob die Strafe im Zuchthaus (Gefängnis mit verschärftem Strafvollzug) oder “nur“ im Gefängnis abzusitzen ist.
Bekanntmachung der Ausschreibung zur Verköstigung für das Jahr 1855Das Gefängnis stand an der Ecke Schloßbergstraße/Dr. Sieglitz-Straße und war von einer hohen Mauer umgeben. Es bot Platz für 18 Gefangene, die meistens nur kürzere Haftstrafen zu verbüßen hatten. In der Regel wurde den Insassen gestattet, durch Arbeiten für ansässige Privatfirmen etwas Geld zu verdienen, um in Freiheit wieder leichter Fuß fassen zu können. Beispielsweise durch die Herstellung von Brennholzbündeln und dem Zusammensetzen von elektrischen Schaltern.
Zur Fürsorge gehörte auch eine Neueinkleidung aus privaten Spenden bei der Entlassung und Hilfestellung bei der Arbeitssuche. Die Verpflegung soll passabel gewesen sein.
Die zuletzt als „Bezirks-Gefängnis“ eingestufte Institution wurde im Rahmen der Justiz-Zentralisierung 1966 aufgehoben, stand dann einige Zeit leer bevor sie verkauft und später abgerissen wurde.
Lesen Sie hierzu auch die Erinnerungen, die der Sohn des letzten Gefängnis-Vorstehers verfasst hat.