Als Schiffe nahe des heutigen Bahnhofvorplatzes ankerten

Hotel „Victoria“, Vorstadt 74-76, ca. 1850Als die Vorstadt direkt am Wasser lag und nahe des heutigen Bahnhofvorplatzes Schiffe ankerten

Hotel „Victoria“, Vorstadt 74-76, 1865Im 19. Jh. wurde es in innerhalb der Stadtmauern der meisten Städte endgültig zu eng. Die Industrialisierung, ein höherer Lebensstandard und eine bessere Gesundheitsversorgung führte zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum.

Hotel „Weißes Ross“, colorierte Zeichnung, ca. 1850Mit der Erfindung neuer Waffen hatten die Mauern ihre ursprüngliche Schutzfunktion verloren. Häuser, Straßenzüge und ganze Stadtteile entstanden außerhalb, also „vor der Stadt“. Oft erhielten sie die Bezeichnung „Vorstadt“. Neue Stadtteile wurden zur „Neustadt“.

Hotel „Weißes Ross“ mit Bahnlinie, 1885Auch Bingen brauchte mehr Platz für seine Bürger, denn die Wirtschaft prosperierte und die Zahl der Bürger stieg beständig. Rheinufer vor dem Hotel „Weißes Ross“, ca. 1905, mit BahngleisenBereits im 15 Jh. gab es eine kleine Siedlung außerhalb der Mauern, die wohl als Hafenviertel entstand ist und bereits 1492 als „Vorstadt“ erstmals belegt ist.

Uferaufschüttungen beim, Bau des Elektrizität-Werkes, 1897Die Erweiterung entlang des Rheins in der 1. Hälfte des 19 Jh. bot nun auch Raum für den Bau mehrerer neuer Hotels und Platz für die vielen Besucher des Tourismus-Booms der Rheinromantik-Periode. Hierzu gehören auch die Nobel-Hotels „Victoria“ (Vorstadt 74-76) und „Weißes Ross“ (heute: „Goethehaus“, Vorstadt 40-42) auf die wir demnächst eingehen werden.

An dem neuen „Rhein-Quai“ der durch eine erste Aufschüttung und Verbreiterung des Rheinufers in mehreren Schritten ab 1835 entstand, hatten die Hotels sogar eigene Anlegestellen vor ihrem Haus. Das bislang im Grunde immer noch nach mittelalterlicher Art genutzte Binger Rheinufer bot nun einen repräsentativen Rahmen für den Tourismus.

In den Folgejahrzehnten des 19. Jh. kamen weitere Aufschüttungen hinzu, wie die Fotos dokumentieren. Zu Beginn des 20. Jh. wurde das Rheinufer mit dem Hindenburgpark vom Rhein-Nahe-Eck bis zum Hafengebiet weiter vergrößert und tiefgreifend umgestaltet.

Als „Gebot der Zeit“ zugunsten einer zukunftsträchtigen Nutzung für Freizeit und Touristik bezeichnete Bürgermeister Lippert damals die Maßnahme. Dank dieser vorausschauenden Investition verfügt Bingen heute über die größte und mit den Verschönerungen zur Landesgartenschau 2008 wohl auch ansprechendste Rheinufer-Anlage – weit über den Mittelrhein hinaus.