Was tut sich am St. Wendelinhof?

06.07.2023

Prof. Dr. agr. Thomas Appel, Professor für Bodenkunde und Pflanzenernährung an der TH Bingen.

TH Bingen informiert Bürgermeister und Stadtratsmitglieder über die Pläne für die Zukunft des St. Wendelinhofs und beantwortet Fragen zur geplanten Nutzung

! Pressemitteilung der TH Bingen !

Am 5. Juli 2023 lud das Präsidium der Technischen Hochschule Bingen Bürgermeister Ulrich Mönch  als Vertretung des Oberbürgermeisters, die Mitglieder des Binger Stadtrats, Mitglied des Landtags Michael Hüttner, Vertreter*innen des Stiftungsrats und die Presse auf den St. Wendelinhof zu einem Informationsaustausch ein. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten zahlreiche Gespräche mit Akteur*innen aus Stadt und Land zur Zukunft des Hofes stattgefunden.
Die Präsidentin der TH Bingen Prof. Dr. Antje Krause informierte die Anwesenden über den aktuellen Stand des Pachtverhältnisses und die Pläne für die zukünftige Nutzung des Betriebs. Vertreterinnen und Vertreter des Präsidiums sowie Angehörige der Hochschule, die am St. Wendelinhof lehren, arbeiten oder mit der Umstrukturierung betraut sind, standen anschließend für Fragen zur Verfügung.
Der St. Wendelinhof ist der landwirtschaftliche Lehr- und Demonstrationsbetrieb der TH Bingen. Als einziger Standort in Rheinland-Pfalz, an dem Agrarwirtschaft studiert werden kann, haben Bingen und somit der Hof eine besondere Bedeutung. Auf insgesamt ca. 80 Hektar Fläche können die Studierenden die Grundlagen, die sie im Studium erlernen, praktisch umsetzen. Den größten Teil der Fläche hat die Hochschule von der Förderstiftung Heilig-Geist-Hospital zu Bingen gepachtet.

Die Kühe gehen, die Schafe bleiben

Doch der Hof ist in die Jahre gekommen. Eine Modernisierung ist überfällig, aufgrund der kurzen Pachtlaufzeit jedoch nicht leicht umzusetzen. Aktuell läuft das Pachtverhältnis bis Juni 2025.
Das lässt wenig Spielraum für größere Investitionen. Geplant sind ein Umbau des Kuhstalls, die Modernisierung der Räumlichkeiten sowie der Verkauf der Milchkühe. Bleiben werden hingegen neun Schafe, gegebenenfalls kommen noch weitere Schafe, Kälber und Geflügel hinzu. Familien, die am Wochenende gerne die Tiere auf der Weide anschauen, müssen sich also keine Sorgen um ihre Naherholung machen.
„Die Einbindung von Tieren ist insbesondere für die Ausbildung und angewandte Lehre unserer zukünftigen Agrarier*innen sehr wichtig, damit wir auf wissenschaftlicher Basis Empfehlungen zu moderner, ressourcenschonender, nachhaltiger Tierhaltung und -fütterung erarbeiten können“, sagt Prof. Dr. Georg Dusel. „Dabei halten sich jedoch dann immer nur kleinere Tiergruppen am Hof auf. Durch den Umbau und den Wegfall der Milchkuhhaltung werden Wegstrecken, Emissionen und etwaige Belastungen für die Anwohner*innen stark reduziert.“

Die Verantwortlichen gehen hierbei mit Augenmaß vor. Beispielsweise werden trächtige Tiere erst verkauft, wenn die Kälber geboren sind und ein Schutzzeitraum verstrichen ist.

Moderne Agrarwirtschaft, Tierwohl und Tier-Mensch-Beziehung stehen im Vordergrund

Das neue Konzept nimmt die Lehre zu Pflanzenbau in Zeiten des Klimawandels sowie Futtermittelforschung und Tierwohl in den Fokus. Modernisierungsmaßnahmen und kleinere Umbauten sollen Platz für die Umsetzung der Pläne schaffen und die Grundlage für die Einführung eines internationalen Master-Studiengangs im Bereich Agrarwirtschaft bilden.
Dabei ist der Hochschule eine ganzheitliche Vermittlung moderner Agrarwirtschaft wichtig. „Das Zusammenwirken von Mensch, Tier, Pflanzen und Umwelt ist ein zentraler Bestandteil unseres Konzepts. Für gesunde Tiere braucht es gute Futtermittel. Dabei müssen wir die Gegebenheiten des Klimawandels und den Umweltschutz miteinbeziehen. Unser einzigartiges Studienangebot ermöglicht uns, diese Aspekte ideal zu verzahnen. Dabei steht für uns das Tierwohl immer an erster Stelle“, erklärt Prof. Dr. Antje Krause.

Welche Pflanzen trotzen dem Klimawandel?

Neben dem Tierwohl sind auch Pflanzengesundheit, Biodiversität und effiziente Nutzung der Ressourcen wichtige Säulen des Lehrbetriebs. Prof. Dr. Elmar Schulte-Geldermann führt aus, dass am St. Wendelinhof ideale Bedingungen herrschen, um zu erforschen, welche Pflanzen in Zeiten des Klimawandels sinnvoll und nachhaltig angebaut werden können. „Wir sind anderen Regionen um ca. zehn Jahre voraus“, so der Professor für ökologischen Pflanzenbau. „Das Klima ist sehr trocken, sodass wir hier den Pflanzenbau der Zukunft studieren können.“
Auch Studierende anderer Fachrichtungen nutzen regelmäßig die Flächen des Hofes und forschen beispielsweise zu Klimaschutz und Klimaanpassung. Diese Bandbreite ermöglicht es der TH Bingen, die aktuellen Trends und Herausforderungen in den Blick zu nehmen und den Nachwuchs fit für den Beruf zu machen. Bürgermeister Ulrich Mönch bekräftigt: „Wir sind stolz darauf, dass wir bei uns in Bingen den einzigen agrarwirtschaftlichen Studiengang in Rheinland-Pfalz anbieten können. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir behalten wollen. Die Verzahnung von Umweltschutz, Pflanzenbau und Tierwohl ist eine Ausrichtung mit Zukunft.“

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