Was macht eigentlich… ein Feldschütz?

12.10.2023

Feldschütz Oliver Straßburger mit Hund Lou auf dem Rochusberg

Schnittstelle für alle Belange aus Landwirtschaft und Weinbau

Seit 2016 ist Oliver Straßburger als Feldschütz für die Stadt Bingen am Rhein fast täglich in Feld und Flur unterwegs. Außerdem ist er in Personalunion der zuständige Sachbearbeiter für Landwirtschaft und Weinbau.

Die Pressestelle der Stadt Bingen hat den Feldschütz einige Stunden begleitet und sich ein Bild über die vielfältigen Aspekte des Berufs gemacht, der in Bingen bereits seit dem 18. Jahrhundert belegt ist.

Der Arbeitstag beginnt für Oliver Straßburger meist schon in der Dämmerung. Zwischen sechs und sieben Uhr am Morgen verschafft sich der Feldschütz zunächst einen Überblick über die zwischenzeitlich eingegangenen E-Mails und sucht die benötigten Arbeitsmaterialien für den Tag zusammen: oft sind dies Luftbilder der Binger Gemarkung, Vermessungsunterlagen oder – je nach Jahreszeit auch Schreckschusspistole und Munition zur Schadvogelabwehr.

Immer dabei sind hingegen neben dem Fernglas und dem geländegängigen Dienstwagen stets auch die Schutzausrüstung sowie Straßburgers Hund Lou, ein dreijähriger Fox Red Labrador, den Straßburger selbst ausgebildet hat.

Dann geht es los in die Binger Gemarkung. „Meist kontrolliere ich zunächst konfliktträchtige Bereiche“, schildert der Feldschütz seinen Arbeitsablauf. „Dies sind unter anderem die Wirtschaftswege, die als Hauptrouten sowohl für den landwirtschaftlichen Verkehr wie auch für den Radverkehr und durch Fußgänger genutzt werden, aber auch andere neuralgische Punkte.“

Dabei achtet er stets darauf, als Vermittler zu agieren, Gespräche zu führen, um gegenseitigen Verständnis zu werben und nur selten zu sanktionieren. Die gegenseitige Rücksichtnahme soll auch durch inzwischen fünf auf die Wege aufgebrachte Piktogramme erhöht werden. Diese zeigen einen Spaziergänger mit Hund, einen Traktor und einen Radfahrer in Verbindung mit dem Schriftzug ‚Rücksicht macht Wege breit‘. „Diese Piktogramme gibt es hier jetzt seit 2019 und bisher habe ich nur positive Rückmeldungen erhalten“, freut sich Straßburger über die gut angenommene Maßnahme.

Damit es erst gar nicht zu Konflikten kommt, versucht die Stadtverwaltung in Absprache mit Landwirten und Winzern, insbesondere die unrechtmäßige Wegenutzung durch private PKW's zu unterbinden. Zu diesem Zweck gibt es an einigen Stellen abschließbare Schranken, die die Zufahrt in die Wege verhindern. Auch diese Schranken fallen in den Zuständigkeitsbereich des Feldschützes. Gerade zur Weinlese kommt der Konfliktprävention und dem Vermitteln vor Ort besondere Bedeutung zu.

   

Darüber hinaus stehen dem Feldschütz pro Jahr 70.000 Euro zur Unterhaltung und Sanierung von Wirtschaftswegen zur Verfügung. Ein Budget, welches schnell aufgebraucht sein kann, wenn man bedenkt, dass die Stadt Bingen für rund 300 Kilometer Wirtschaftswege zuständig ist.

Weitere Aufgaben des Feldschützes sind die Vermittlung und Beratung bei Grenzkonflikten zwischen Grundstückseigentümers, die Aufnahme von durch Wildkanninchen verursachte Fraßschäden an Kulturen wie z.B. Raps, die Kontrolle der Wildkameras sowie die Kontrolle von Entwässerungs- und Flutgräben – insbesondere nach Sturm- und Starkregenereignissen, die Eigentümerfeststellung und die Außendienstermittlung für andere Ämter und Abteilungen der Stadtverwaltung. „Liegenschaften, Umwelt oder Tiefbau bitten regelmäßig um meine Einschätzung, wenn es um Fragen rund um die Binger Gemarkung geht“, erklärt Straßburger. „Auch bei Flächenbränden kann ich durch meine Ortskenntnis unterstützen, beispielsweise wenn es um die Hinführung von Einsatzfahrzeugen an die Brandstelle geht.“

Weniger schöne und zum Teil gefährliche Aufgaben, die auch in das Aufgabengebietes eines Feldschützes fallen, sind u.a. das Auffinden wilder Müllablagerungen oder die Erkundung eines Obdachlosencamps. „Hier kommt dann auch mal die Schutzausrüstung zum Einsatz“, so Straßburger. Und nicht zuletzt helfe es, in Begleitung eines Hundes aufzutreten, dessen reine Anwesenheit in brenzligen Situationen bisher immer ausgereicht habe, um deeskalierend zu wirken. Je nach Lageeinschätzung kann der Feldschütz auch Unterstützung durch den kommunalen Vollzugsdienst anfordern oder – beispielsweise beim Verdacht auf das Vorliegen einer Straftat – die Polizei hinzuziehen.

Neben der Tätigkeit im Außendienst, die aber meist ohnehin eine Schreibtischkomponente beinhaltet, ist Straßburger auch mit einer Reihe von Bürotätigkeiten betraut. So gilt es, regelmäßig weinbauliche Meldungen, die Landwirtschaftszählung, Agrar-struktur- und Bodennutzungshaupterhebung für die Landwirtschaftskammer und das statistische Landesamt durchzuführen und die Daten bei den entsprechenden Betrieben anzufordern sowie öffentlich über Abgabefristen zu informieren.

„Der Feldschütz ist die Schnittstelle für alle Belange aus Landwirtschaft und Weinbau sowie der Vermittler zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen, die sich in der Binger Gemarkung bewegen“, fasst Feldschütz Oliver Straßburger sein Tätigkeitsfeld zusammen.

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